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Photos: © Ralf Gründer, Giyani/Berlin (01.09.1991)

Seit mehreren Monaten arbeitete ich als „Logistic Officier“ für die französische Sektion der „Ärzte ohne Grenzen“ in Giyani, einem Distrikt im „Homeland“ Gazankulu im nordöstlichen Transvaal. In diesem angeblich von der Buren-Regierung in Pretoria unabhängigen „Homeland“ hatte Prof. Hudson Ntsanwisi das Sagen. In dem von ihm regierten Land ging es ruhig zu: keine Krawalle, außer Ehestreitigkeiten und sonstigen kleinen Zwischenfällen. Das ländliche Leben war hier noch in Ordnung.

Aber Hudson Ntsanwisi herrschte im Einvernehmen mit Pretoria und war vordergründig nicht als Opposition oder Revolutionär gegen die weiße Vorherrschaft zu sehen. Die Regierungsschicht unterhalb bestand aus weißen Gesandten, die im Sinne Pretorias die wirtschaftlichen und politischen Angelegenheiten regelten. Die Ausführenden waren dann wieder locals, Shangaanis, die die niederen Verwaltungstätigkeiten ausführen durften. Aber angeleitet von dieser weißen Oberschicht, die auch nicht unter den Schwarzen lebte, sondern in Krematart ihr strikt weißes Domizil hatten, war von einer Unabhängigkeit nichts zu spüren. Um für einen demokratischen Wandel und dem Ende der Apartheidspolitik zu werben, kam Nelson Mandela nach Giyani und sprach im Stadion zu den zahlreichen Besuchern.

Mein damaliger MSF-Chef Michél Kassa kam zu Besuch und befand sich unter den Gästen auf den Rängen, während ich mit meiner Kamera Zugang zur Rednertribüne hatte und Nelson Mandela aus relativer Nähe fotografieren konnte.

Am Ende der Veranstaltung ging ich rückwärts vor Mandela bis zu seiner Limousine und fotografierte den ANC-Leader über das Autodach hinweg. Nelson Mandela sprach mich an und fragte, wie viele Besucher ich schätzen würde. Meine Antwort beschämt mich noch heute, da ich aber kein Stadiongänger war, hatte ich überhaupt keine Ahnung von Menschenansammlungen.

Später hatte ich noch die Gelegenheit, an einer Geburtstagsparty für Winnie Mandela teilzunehmen und traf auf Verwandte wie Monde und Susan Mandela.

 

Der frühere ANC-Leader, Strafgefangener auf Robben Island und spätere Präsident von Südafrika, Nelson Mandela, stand am 12. Dezember 1994 dem FAZ-Korrespondenten Robert von Lucius sieben Minuten lang im SABC-Studio 11 in Johannesburg Rede und Antwort und gab dabei Auskunft über seine Autobiographie Der lange Weg zur Freiheit.

Robert von Lucius sowie der Fotograf, der weiter oben veröffentlichten Fotos, leben heute in Berlin und treffen sich hin und wieder im Elfenbeinturm, auch um über die alte vergangene Zeit zu sprechen.



Tipp 1: Robert von Lucius: Spuren des Schreibens. Redakteur, Korrespondent, Autor, 265 Seiten, viele Abb., Wolff Verlag, ISBN 978 3 941461 43 7

Der Korrespondent schrieb (und fotografierte) für die FAZ. Aufgrund seiner guten Kontakte zu den Regierenden, den Oppositionen, Journalisten, Musikern und Künstlern eröffnet sich durch seine Artikel und Buchveröffentlichungen ein weiter Blick auf das Südafrika im Umbruch.

Tipp 2: Der lange Weg zur Freiheit: Autobiographie von Nelson Mandela.

Tipp 3: Der lange Weg zur Freiheit: Autobiographie von Nelson Mandela (DVD)

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